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Thomas Altmann, Leiter des Portfolio-Managements, QC Partners

 

„VOLATILITÄTEN – WAS KOMMT 2018?

 

Müsste man dem Aktienjahr 2017 zwei Attribute zuweisen, würden diese wohl „Allzeithochs“ und „historisch niedrige Volatilität“ lauten. S&P 500, NASDAQ 100 und DAX eilten von Rekord zu Rekord. Der japanische Nikkei 225 kletterte zumindest auf ein 25-Jahres-Hoch. Gleichzeitig stürzten die tatsächlich realisierten Volatilitäten regelrecht ab. Beim S&P 500 liegt die 12-Monats-Volatilität noch immer bei gut 6 Prozent, die 1-Monats-Volatilität stand temporär sogar bei 3 Prozent – beides sind historische Tiefstwerte. Die impliziten Volatilitäten nahmen die gleiche Entwicklung. Der VIX, der Volatilitätsindex des S&P 500, fiel auf seinen niedrigsten Wert in der bis 1990 zurückgehenden Datenhistorie. In Europa markierte der EUROSTOXX 50 Volatility Index ein Allzeittief seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1990. Der Volatilitätsindex des Nikkei 225 markierte immerhin noch ein 12-Jahres-Tief.

 

 

Rückkehr der Volatilität

Doch seit ein paar Wochen ist die Rekordjagd bei einigen Indizes Vergangenheit. Der Hang Seng Index verlor binnen weniger Handelstage 7 Prozent. Gleichzeitig kletterte der Volatilitätsindex des Hang Seng Index auf seinen dritthöchsten Stand in diesem Jahr. In den USA sprang der Volatilitätsindex des NASDAQ 100 Index innerhalb weniger Tage von 12 Volatilitätspunkten auf mehr als 20 Volatilitätspunkte, das zweithöchste Niveau in diesem Jahr. Damit notierte er mehr als 46 Prozent über seinem Jahresdurchschnitt. Die Volatilität ist zurück an den Börsen. Die Derivate-Märkte haben mit einer steilen Terminkurve der impliziten Volatilität bereits frühzeitig vor dieser Rückkehr der Volatilität gewarnt. Bleibt dieses neue Marktumfeld auch 2018 erhalten?

 

 

Was kommt 2018?

Mit ihrem Prognosehorizont von 30 Tagen kommen die beschriebenen Volatilitätsindizes nur bedingt für eine Jahresprognose in Betracht. Entscheidend sind hier die Volatilitäten für längere Laufzeiten. Trotz des jüngsten Anstieges der kurzfristigen Volatilitäten ist die Terminkurve noch immer steiler als im Durchschnitt der vergangenen zwei und drei Jahre. Die impliziten Volatilitäten von Optionen mit einjähriger Laufzeit werden in allen Regionen signifikant über denen ihrer Pendants mit dreimonatiger Laufzeit gehandelt. Besonders ausgeprägt ist diese Steilheit aktuell beim S&P 500. Hier liegt der Volatilitätsaufschlag für die längere Laufzeit aktuell bei 4,0 Volatilitätspunkten. Zum Vergleich: im Durchschnitt der vergangenen 3 Jahre lag dieser Aufschlag bei 2,5 Volatilitätspunkten. Dazu kommt eine weitere Auffälligkeit: Die Schiefe ist aktuell ebenfalls ausgeprägter als im Durchschnitt der vergangenen zwei und drei Jahre. Für eine 6-Monats-Option auf den S&P 500 mit einem Basispreis 20 Prozent unterhalb des aktuellen Kursniveaus ist aktuell ein Aufschlag von 11,2 Volatilitätspunkten im Vergleich mit einem Basispreis am Geld fällig. Dazu passt, dass der VVIX, der Volatilitätsindex des VIX, von seinem Jahrestief bei 72 Punkten im März zuletzt wieder deutlich auf gut 93 Punkte angestiegen ist. Damit notiert der VVIX ebenfalls über seinem 2- und 3-Jahres-Durchschnitt. Derivate-Experten rechnen also mit einem weiteren Anstieg der impliziten Volatilität.

 

 

Positionierung der Investoren

Zu diesem Bild passt die aktuelle Positionierung der Profi-Investoren, die verstärkt Put-Optionen nachfragen. Beim S&P 500 übersteigt das Volumen aller ausstehenden Put-Optionen das Volumen aller ausstehenden Call-Optionen mittlerweile so stark wie noch nie in der bis 1995 zurückgehenden Datenhistorie. Auch beim DJ EUROSTOXX 50 wurde hier zuletzt ein Rekordwert seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2002 erreicht. Beim japanischen Nikkei 225 übersteigen die ausstehenden Put-Optionen die ausstehenden Call-Optionen zumindest so stark wie zuletzt im Jahr 2006. Profi-Investoren stellen sich also bereits auf zunehmende Schwankungen inklusive deutlicherer Korrekturen am Aktienmarkt ein.

 

Die Volatilität ist zurück an den Börsen. Und – so wie es aussieht – wird sie auch 2018 bleiben.“