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Thomas Altmann, Leiter des Portfolio-Managements, QC Partners

 

„USA: WIRTSCHAFT, POLITIK UND BÖRSEN

 

Die Enthüllungen über Donald Trump haben zuletzt an Fahrt aufgenommen. Gleichzeitig hat sich der Konflikt mit Nordkorea deutlich zugespitzt. Und die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und Europa scheinen unsicherer denn je zu sein. Die Unsicherheit hat spürbar zugenommen. Angela Merkel sprach es zuletzt deutlich aus: “Die Zeiten, in den wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei.“ Damit bezog sich die Bundeskanzlerin zweifelsfrei auf die US-Regierung unter Donald Trump.

 

 

Der Unsicherheitsindex

Wenig überraschend notiert der „Economic Policy Uncertainty Index“ für die USA über dem Durchschnitt der vergangenen 12, 36 und 60 Monate. Dieser Index beschreibt die wirtschaftliche und politische Unsicherheit an Hand der Häufigkeit entsprechender Artikel in den bedeutendsten US-Tageszeitungen. Dazu zählen etwa das Wall Street Journal, USA Today, die Washington Post sowie sieben weitere. Zum Vergleich: Weder für Deutschland, noch für Italien, Japan, China oder Kanada notiert dieser Unsicherheits- index gleichzeitig über allen drei Mittelwerten. Dagegen notiert in den USA auch ein weiterer Unsicherheitsindex, der zwei zusätzliche Komponenten – die Anzahl auslaufender Steuer- regelungen sowie die Divergenz bei den Prognosen zur zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung – beinhaltet, ebenfalls über seinem Durchschnitt der vergangenen 12, 36 und 60 Monate.

 

Zum Zeitpunkt der Präsidentschaftswahl im November 2016 stand der „Economic Policy Uncertainty Index“ so hoch wie zuletzt im Jahr 2011 und sogar höher als während der Finanzkrise 2008 und 2009. Es folgte ein kurzer Rückgang, ehe die neuerliche Verunsicherung über Donald Trump den Index wieder ansteigen ließ.

 

Die Verunsicherung bei der Bevölkerung und in den Medien ist also groß. Gleichzeitig scheint es jedoch so, als ob diese Verunsicherung an den US-Börsen nicht im Geringsten angekommen sei. S&P 500 und NASDAQ 100 kletterten zuletzt einmal mehr auf neue Allzeithochs. Gleichzeitig notiert der VIX, der Volatilitätsindex des S&P 500, noch immer in der Nähe seines 11-Jahres-Tiefs von Anfang Mai. Haben sich die Börsen von der wirtschaftlichen und politischen Realität abgekoppelt? Leben die Anleger in ihrer eigenen, risikolosen Scheinwelt?

 

 

Die Volatilitäten

Die Antwort ist mehrschichtig. Und große Teile dieser Antwort sind in den Laufzeiten begründet. Die Aktienindizes zeigen lediglich den status quo. Der VIX spiegelt zwar die erwarteten zukünftigen Schwankungen des S&P 500 wider, allerdings nur für die nächsten 30 Kalendertage. Damit ist der Prognosehorizont extrem kurz. Und im Gegensatz zu den impliziten Volatilitäten kurz laufender Optionen sprechen die impliziten Volatilitäten länger laufender Optionen eine ganz andere Sprache. Die Terminkurve impliziter Volatilitäten ist zuletzt deutlich steiler geworden. Die Differenz zwischen der impliziten Volatilität einer 3-Monats-Option am Geld auf den S&P 500 und ihrem Pendant mit 12-monatiger Laufzeit stieg zuletzt auf ein Vier-Jahres-Hoch. Innerhalb der letzten zehn Jahre war die Volatilitätskurve in diesem Laufzeit-Bereich nur in weniger als 1% aller Fälle noch steiler. Die Derivate-Börsen halten eine zunehmende Unsicherheit und damit einhergehende stärkere Schwankungen also nicht nur für möglich – nein, sie gehen fest davon aus.

 

Aber auch bei Optionen mit etwas kürzeren Laufzeiten lässt sich – zumindest bei genauerem Hinsehen – eine zunehmende Besorgtheit der Investoren erkennen. Bei S&P 500-Optionen mit einer Laufzeit von drei Monaten ist die Skew aktuell überdurchschnittlich hoch ausgeprägt. So lag die implizite Volatilität für eine Option mit einem Strike 20% aus dem Geld zuletzt 14% höher als für eine Option mit einem Strike am Geld. Bei 97% aller Datenpunkte der vergangenen fünf Jahre und 98% aller Datenpunkte der vergangenen zehn Jahre war dieser auch als „Volatility Smile“ bekannte Effekt weniger stark ausgeprägt. Weit aus dem Geld liegende Basispreise erfreuen sich bei den Investoren also bereits einer erhöhten Beliebtheit. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass Börsianer eine deutliche Zunahme der Schwankungen durchaus auf dem Radar haben.

 

 

Einheitliche Prognose: Turbulenzen voraus

Wie es in den USA und insbesondere mit den Enthüllungen um die Person Donald Trump sowie mit den wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen den USA und Europa und dem Konflikt zwischen den USA und Korea weitergeht, lässt sich nicht definitiv prognostizieren.

 

Sicher ist nur, dass die Derivate-Märkte die Brisanz dieser Themen erkannt haben und die Risiken widerspiegeln. Insofern sprechen die Börsen und der „Economic Policy Uncertainty Index“ doch einmal mehr dieselbe Sprache. Und nach beiden ist durchaus mit zunehmenden Turbulenzen – wirtschaftlich, politisch und an den Kapitalmärkten – zu rechnen.“