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Thomas Altmann, Leiter des Portfolio-Managements, QC Partners

 

„HOHE UNSICHERHEIT UND NIEDRIGE VOLATILITÄT?

 

Ein Blick auf den „Global Economic Policy Uncertainty Index” wirkt alarmierend. Nach einem deutlichen Anstieg im März notiert der Unsicherheitsindex nur knapp unter seinem Allzeithoch aus dem Dezember 2018. Die Datenhistorie reicht dabei immerhin bis ins Jahr 1999 zurück. Gleichzeitig liegen die Aktienindizes in diesem Jahr mehrheitlich zweistellig im Plus. Volatilitätsindizes wie der VSTOXX oder der VIX notieren deutlich unterhalb ihrer langfristigen Mittelwerte, teilweise so niedrig wie seit knapp 12 Monaten nicht mehr. Wie passt das zusammen? Haben sich die Börsen von der wirtschaftlichen und politischen Realität mit all ihren Risiken abgekoppelt? Leben die Anleger in ihrer eigenen, risikolosen Scheinwelt?

 

Europa und Amerika

Der Reihe nach: Der „Economic Policy Uncertainty Index” beschreibt die wirtschaftliche und politische Unsicherheit anhand mehrerer Komponenten wie der Schwankungsbreite konjunktureller Prognosen und der Häufigkeit entsprechender Artikel in den bedeutendsten Tageszeitungen. Die globale Variante wird dabei aus den lokalen Indizes von 20 Staaten aus allen Kontinenten zusammengesetzt. Entsprechend groß sind die Diskrepanzen bei den aktuellen Unsicherheitswerten. Der Unsicherheitsindex für Europa liegt derzeit im Bereich seines historischen Mittelwertes für die vergangenen 5 und 10 Jahre. Das US-Pendant notiert aktuell sogar ein gutes Stück unter den Durchschnittswerten dieser beiden Zeiträume. Dementsprechend sollten die aktuell moderaten Werte der Volatilitätsindizes in Europa und den USA niemanden allzu sehr überraschen

 

Asien

Bleibt die Frage, welche Region bzw. welches Land den globalen Unsicherheitsindex so stark in die Höhe treibt. Richten wir den Blick hier auf den asiatischen Kontinent. Beim japanischen Unsicherheitsindex gibt es aktuell ebenfalls kein in die ein oder andere Richtung ungewöhnliches Kursniveau. Ganz anders ist das jedoch beim Unsicherheitsindex für China und Hong Kong – Strafzölle und noch immer andauernde Verhandlungen mit den USA lassen hier grüßen. Dazu kommt die Sorge vor einer deutlichen konjunkturellen Abkühlung im Reich der Mitte. Der aktuelle Indexstand liegt hier beim vierfachen des 10-Jahres-Durchschnitts bzw. beim dreifachen des 5-Jahres-Durchschnitts. Im vermeintlichen Widerspruch dazu hat der Volatilitätsindex des Hang Seng Index vor kurzem ein neues 12-Monats-Tief markiert. An dieser Diskrepanz von Unsicherheits- und Volatilitätsindex ist eindeutig abzulesen, dass die Börsianer die laufenden Handelsgespräche bereits als erfolgreich abgeschlossen betrachten. Längere Verzögerungen oder gar ein Scheitern sind in den Aktien- und Volatilitätsindizes in Hong Kong und China absolut nicht eingepreist.

 

Fazit

Ob der „Global Economic Policy Uncertainty Index” auf seinem hohen Niveau bleibt oder schon bald zurückgeht, wird in China und Hong Kong entschieden. Sicher ist, dass die aktuell weit geöffnete Schere zwischen Unsicherheits- und Volatilitätsindex wieder zugehen wird. Dazu gibt es jedoch zwei Szenarien: Einen Rückgang der aktuell hohen Unsicherheit oder eben einen deutlichen Anstieg der aktuell niedrigen impliziten Volatilität. Es bleibt also spannend, insbesondere im Reich der Mitte.“