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Thomas Altmann, Leiter des Portfolio-Managements, QC Partners

 

„DIE RÜCKKEHR DER VOLATILITÄT UND DAS 6-SIGMA-EVENT

 

Dem Aktienjahr 2017 ein Attribut zu geben, fällt nicht schwer. 2017 war zweifelsfrei das Jahr der niedrigen Volatilität, ja fast schon ein Jahr ohne Volatilität. Die realisierte Volatilität des US-Leitindex S&P 500 lag gerade mal bei knapp 4%, nachdem diese 2016 und 2015 noch 8% bzw. 14% betragen hatte. Passend dazu notierte der VIX, der Volatilitätsindex des S&P 500, im Durchschnitt gerade mal bei 11 Volatilitätspunkten; nach Durchschnittswerten von 16 bzw. 17 Volatilitätspunkten in den beiden Vorjahren.

2018 ist gerade mal zwei Monate alt, hat aber insbesondere beim S&P 500 ebenfalls bereits Geschichte geschrieben. Denn die Volatilität ist zurück. Und diese Rückkehr fiel imposant aus. Die 1-Monats-Schwankung des S&P 500 hat sich seit dem Jahresende 2017 verfünffacht und erreichte damit den höchsten Wert seit dem Sommercrash 2015. Parallel dazu kletterte der VIX ebenfalls erstmals seit Sommer 2015 temporär über die Schwelle von 50 Volatilitätspunkten.

 

Volatilität im Vergleich

Ist die Volatilität am ganzen Aktienmarkt zurück oder handelt es sich hier um ein reines S&P 500 Phänomen? Wagen wir einen Vergleich zwischen dem S&P 500 als Large-Cap Index und dem Russell 2000 als Mid-Cap Index. In den Vorjahren lagen die Schwankungen der Mid-Caps stets deutlich über denen der Large-Caps, im vergangenen Jahr bei 8% vs. 4%, davor bei 14% vs. 8%. Und im laufenden Jahr? Beim Russell 2000 hat sich die durchschnittliche 1-Monats-Schwankung seit Jahresbeginn zumindest verdoppelt. Werte, die im Sommer 2015 oder zur Zeit des Brexit-Referendums 2016 zu beobachten waren, wurden jedoch nicht erreicht. Der Volatilitätsindex des Russell 2000 kletterte bis auf 36 Volatilitätspunkte und blieb damit deutlich hinter seinem Wert aus dem Sommer 2015 zurück.

Ein Vergleich der beiden Volatilitätsindizes zeigt Erstaunliches. Seit der Auflage des Russell Volatility Index Anfang 2004 wurde dieser im Schnitt 5,5 Volatilitätspunkte über dem VIX quotiert. In der 14-jährigen Indexhistorie gab es lediglich in den Jahren 2014 und 2015 ein paar wenige Handelstage, an denen der Volatilitätsindex des Russell 2000 niedriger notierte als der des S&P 500. In all diesen Fällen lag die Abweichung bei weniger als einem Volatilitätspunkt. Doch dann kam der Februar 2018. Am 6. Februar stand der Russell Volatility Index 6 Volatilitätspunkte niedriger als der VIX, an den beiden darauffolgenden Tagen noch 5,5 Punkte. Dies entspricht einer Abweichung zum Mittelwert von 5,6 Standardabweichungen. Die statistische Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Ereignisses lag dementsprechend bei 0,000001%, das entspricht 1:185 Millionen. Statistisch gesehen wird es also erst in 933.000 Jahren wieder zu einem so starken Überschießen des VIX über den Russell Volatility Index kommen.

 

Rückkehr zur Normalität

Es wird also deutlich, dass der Anstieg des VIX nicht nur auf die höheren Aktienmarktschwankungen zurückzuführen ist, sondern auch auf einen zusätzlichen Sondereffekt. Die vielen Produkte, die short in VIX-Futures positioniert waren und ihre short-Positionen in diese Bewegung hinein mit horrenden Verlusten schließen mussten, haben die Bewegung bis in den Bereich der statistischen Abnormalität verstärkt.

Dennoch gilt: Die Volatilität ist zurück. Mit Werten von etwa 20 Volatilitätspunkten notiert der VIX aktuell im Bereich seines 10-Jahres-Durchschnitts, der Russell Volatility Index sogar noch 5 Punkte darunter. Die Volatilität ist zurückgekehrt. Das Ergebnis dieser Rückkehr ist ein normales Volatilitätsumfeld. Dass die Rückkehr zur Normalität schon ausreicht, um viele zu schocken, zeigt die Bewegung des VIX.“